Gottesdienst zur Eröffnung der Motorrad-Saison

5. Bockenheimer Anlassen, 11.4.2005

Gnade sei mit euch und Friede von Gott,
unserm Vater und dem Herrn, Jesus Christus. Amen.

Liebe Bikergemeinde,
liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

wahrscheinlich wird sich nun so mancher fragen: was kann einem denn Gott zum Thema Motorradfahren sagen? In seinem dicken Buch, der Bibel gibt’s keine Bikes. Nirgendwo steht geschrieben, dass ein Prophet ein neues Modell prophezeit hat, oder dass Jesus durch die Wüste mit einer Geländemaschine gefahren wäre. Und wenn von Mühen und Not die Rede ist, dann ging’s auch nicht um eine ärgerliche Reparatur an einer Harley.

Und trotzdem hat uns Gott einiges zu sagen. Und ich bin mir auch sicher, wäre er heute auf Erden, er wäre ein Motorradfahrer! Das glauben Sie nicht? Ich möchte es Ihnen an drei Gründen beweisen:

1. Grund: Gott – wie auch die Motorradfahrer – lieben die Natur, denn schließlich hat Gott die Natur, die Berge und Täler, die Landschaften und schönen Tourenziele geschaffen, und er war damit sehr zufrieden. In der Bibel steht: „Und Gott sah alles an ... und siehe: es war sehr gut.“
Gott und Biker schätzen die Natur, die Wärme der Sonne, die Weite bis zum Horizont, die Freiheit und die Ungebundenheit. Sie genießen den Wind, die Sonne und die schönen Pisten. Dies alles ist ein Geschenk Gottes, seine Schöpfung, an der Sie sich erfreuen sollen.

2. Grund: Gott – wie auch die Motorradfahrer – lieben die Geschwindigkeit! Denn schließlich hat Gott die Welt in nur sechs Tagen erschaffen, das ist ganz schön schnell für eine ganze Welt. Besonders wenn man die Bauruine hier danaben ansieht, da bastelt einer schon ein halbes Jahrzehnt und ist immer noch nicht fertig.

In den Psalmen des Alten Testaments wird diese Geschwindigkeit großartig besungen:
„Wohin soll ich gehen vor deinem Geist
und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
Führe ich gen Himmel, so bist du da;
Bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
Und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mich führen
und deine Rechte mich halten.“ (Psalm 139, 7-10)

Salopp formuliert: Gott gibt Vollgas, - und er ist uns immer eine Nasenlänge voraus, um für uns da zu sein, um auf uns aufzupassen, - wenn wir es zulassen.

Diese Liebe zur Geschwindigkeit hat aber nichts mit Hetzen zu tun. Weder hetzt Gott, noch sollten es die Biker tun. Gott selbst hat anschließend am siebten Tag geruht, das steht auch einem Biker gut, mal Pause zu machen, den Bock stehen zu lassen und zu rasten. Mal die Natur zu genießen und die Seele baumeln zu lassen.

3. Grund: Gott ist – und Biker sollten: vorsichtig sein! Gott ist für Einhaltung von Regeln, so lässt er verkünden, dass „kein Jota“ am Gesetz zu ändern ist. „Jota“ ist der kleinste Buchstabe in der Bibel, d.h. dass also nicht im Kleinsten gegen Gesetze verstoßen werde darf. Gott wäre sehr für die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung,- weil es gut ist, weil es Ihnen gut tut! Weil es Sie schützt, die anderen Biker und auch die Nicht-Biker schützt. Wie leicht Unfälle passieren, wissen wir alle, sei es aus Unvorsichtigkeit oder Selbstüberschätzung.

Gott ist eine Gott des Lebens, er will, dass Sie auch diese Saison gut überstehen. Doch es liegt auch an Ihnen. Gott will, dass Sie das Biken genießen, sich des Lebens freuen, das er Ihnen geschenkt hat,- und dass Sie auch nächstes Jahr wieder beim Anlassen dabei sind. Geben Sie ihm und Ihrem Schutzengel eine Chance. Denn uns allen gilt seine Zusage: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,20)

Amen.

Wir wollen nun Gott im Gebet bitten.
Lassen Sie dieses Gebet auch zu Ihrem Gebet werden, indem Sie einstimmen in den Ruf „Herr, erhöre uns.“

Guter Gott, die Straße gehört allen. Du bist Herrr auch für Fußgänger, Radfahrer, alte Menschen, Kinder, Behinderte - sie haben die gleichen Rechte. Gib uns daher Ruhe und Gelassenheit, Rücksicht und Freundlichkeit auch dann, wenn es Ärger gibt, bei Pannen und in Staus, oder wenn Anfänger ihre Fehler machen.
Wir bitten dich: Herr, erhöre uns.

Hilf, Herr, dass nicht das Recht des Stärkeren auf unseren Straßen herrscht und Menschen in Gefahr bringt, sondern deine Menschenfreundlichkeit sich in unserem Umgang miteinander spiegelt.
Wir bitten dich: Herr, erhöre uns.

Hilf, Herr, dass durch Unachtsamkeit, Leichtsinn oder auch nur Müdigkeit keine bösen Folgen entstehen. Laß uns vorausschauend fahren und dadurch Unfälle vermeiden helfen.
Wir bitten dich, Herr, erhöre uns.

Bewahre uns vor dem Rausch der Geschwindigkeit, vor Rücksichtslosigkeit und Sturheit. Damit wir Leben und deine Schöpfung nicht aufs Spiel setzen.
Wir bitten dich: Herr, erhöre uns.

Guter Gott, vor uns liegt die neue Saison. Begleite Du uns auf unseren Fahrten. Laß Dein Schutzengel immer bei uns sein, damit er uns beschütze und wir heil und unfallfrei unser Hobby genießen können.
Wir bitten dich: Herr, erhöre uns.

Falls Du jedoch zu einen von uns sagst: Das war Deine letzte Fahrt hier auf Erden, dann nimm ihn auf in Dein Reich. Und sei bei denen, die um ihn trauern.
Wir bitten dich: Herr, erhöre uns.


Lasst uns gemeinsam beten, wie der Herr es uns gelehrt hat:

Vater unser,
Der Du bist im Himmel,
Geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
Wie im Himmel
So auch auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,
Und vergib uns unsere Schuld,
Wie auch wir
Vergeben unser'n Schuldigern,
Und führe uns nicht in Versuchung
Sondern erlöse uns von dem Bösen,
Denn Dein ist das Reich
Und die Kraft und die Herrlichkeit
In Ewigkeit.


Gott ist bei Euch in seinem Segen:

Der Herr sei vor dir,
Um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der Herr sei neben dir,
Um dich in die Arme zu schließen.

Der Herr sei hinter dir,
Um dich zu bewahren
Der Herr sei unter dir,
Um dich aufzufangen,
Wenn du fällst.

Der Herr sei in dir,
Um dich zu trösten, 
Wenn du traurig bist.
Der Herr sei um dich herum,
Um dich zu schützen,
Der Herr sei über dir,
Um dich zu segnen.

Möge Dein Weg Dir stets entgegenkommen,
der Wind Dir stets im Rücken sein.
Möge die Sonne Dein Gesicht erwärmen,
und Dein Reifen stets die richtige Haftung haben,
bis wir uns wiedersehen, halte Gott seine schützende und segnende Hand über Dich!

Es segne euch der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
AMEN

Pfarrer Otto W. Ziegelmeier
Bockenheim, am 11. April 2005

Download des Gottesdienstes >>>


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