Der Dreimärker in den Niddawiesen

Der Dreimärker in den Niddawiesen: Ein historisches Wahrzeichen in Frankfurt

Mitten in den Niddawiesen steht ein historisches Denkmal, das nicht nur die Grenzen dreier Frankfurter Stadtteile markiert, sondern auch eine reiche Geschichte erzählt: der Dreimärker. Dieser Grenzstein ist ein faszinierendes Zeugnis der Vergangenheit und verdient es, in all seinen Facetten gewürdigt zu werden.

Die Ostseite des Dreimärkers: Ginnheim
Auf der Ostseite des Dreimärkers, die nach Ginnheim zeigt, sind die Wappen der Grafschaft Hanau-Münzenberg und der Landgrafschaft Hessen-Kassel eingraviert. Diese Seite des Steins erinnert an die Zeit ab 1736, als das Gebiet nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen durch Erbschaft an Hessen-Kassel überging. Die Jahreszahl 1770, ebenfalls auf dieser Seite eingemeißelt, markiert das Jahr, in dem der Stein gesetzt wurde – ein historischer Moment, der die administrative und territoriale Geschichte Ginnheims illustriert.

Die Südwestseite des Dreimärkers: Hausen
Die Richtung Süd-West weisende Seite des Dreimärkers zeigt zur Gemarkung Hausen. Hier ist der Frankfurter Adler zu sehen, ein Symbol, das darauf hinweist, dass das Dorf Hausen seit 1481 im Besitz der Freien Reichsstadt Frankfurt war. Diese Seite des Dreimärkers verdeutlicht die städtische Zugehörigkeit und die Bedeutung Frankfurts als eine freie Reichsstadt in der historischen Landschaft des Heiligen Römischen Reiches.

Die Nord-Nordwestseite des Dreimärkers: Praunheim
Auf der nach Nord-Nordwest gerichteten Seite, welche die Gemarkung Praunheim repräsentiert, prangt ein Doppel-Wappen. Diese Darstellung symbolisiert die geteilte Herrschaft über Praunheim, die seit 1477 jeweils zur Hälfte den Grafen zu Solms-Rödelheim und den Grafen von Hanau gehörte. Nach 1736 gelangte diese Hälfte im Erbgang zur Landgrafschaft Hessen-Kassel, was auf der komplexen politischen und territorialen Geschichte dieser Region hinweist.

Die Entwendung des Dreimärkers: Ein Kriminalfall in den Niddawiesen
Es war der Sossenheimer Stadtteilhistoriker Günter Moos, der bei einem seiner Rundgänge mit Erstaunen feststellte, dass der Dreimärker verschwunden war. Diese Entdeckung versetzte Walter Siebert, den Leiter des städtischen Vermessungsamtes, in höchste Erregung, wie es in einem Bericht der Stadt Frankfurt heißt. Die Entwendung eines solchen Grenzsteines gilt auch heute noch als Urkundenunterschlagung und wird strafrechtlich verfolgt.

Früher wurde die Beseitigung eines Grenzsteines als schwerwiegende Straftat betrachtet. Die „Peinliche Gerichtsordnung“ besagte, dass die böswillige Veränderung eines Marksteins „peinlich am Leib“ bestraft werden konnte, was im extremsten Fall den Verlust der Hand bedeuten konnte. Heute sind die Reaktionen zwar weniger drastisch, doch der § 274, Nr. 2 des alten Deutschen Strafgesetzbuches sieht immer noch eine Strafe von bis zu fünf Jahren Gefängnis und eine Geldstrafe bis zu 3000 Mark vor, wenn jemand in der Absicht, einem anderen Nachteil zuzufügen, einen Grenzstein entfernt oder unkenntlich macht.

Die Rückkehr des Dreimärkers
Die Aufklärung des Verbleibs des Dreimärkers führte zu einer unerwarteten Entdeckung. Günter Moos fand den Stein auf dem Kirchhof der Praunheimer Auferstehungsgemeinde während des Zehntscheunenfestes in Praunheim. Dort stand er neben einem weiteren Dreimärker, der die Gemarkungen Praunheim, Rödelheim und Eschborn markierte. Mitglieder der Gemeinde hatten den Stein im Juni 1983 ausgegraben und auf Anregung von Pfarrer Michael Schirrmeister neben die Kirche gesetzt, in der Annahme, dass der herrenlos wirkende Stein dort besser aufgehoben sei.

Am 1. November 1983 wurde der Dreimärker jedoch in einer feierlichen Zeremonie, begleitet von Geometern und Journalisten, an seinen ursprünglichen und neu vermessenen Platz in den Niddawiesen zurückgebracht. Pfarrer Schirrmeister wurde später, 1985, für seinen Humor in der Kirche ausgezeichnet, obwohl diese Auszeichnung sicher nicht nur auf den Vorfall mit dem Dreimärker zurückzuführen ist.


Der Dreimärker bietet eine schöne Gelegenheit, mehr über die lokale Geschichte zu erfahren und gleichzeitig die Natur zu genießen. Er steht symbolisch für die Verbindung unserer Gemeinschaft durch die Jahrhunderte hinweg und lädt uns ein, die Vergangenheit zu erkunden und zu schätzen.

Ruth Krämer-Klink/oz




 

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